Galerie Schlégl
MINERVASTRASSE 119, CH-8032 ZÜRICH, TEL +41 44 383 49 63

Rita Ernst

Bild-Architekturen

04. März - 13. Mai 2006

Rita Ernst im Dialog mit suprematistischen Architektona

Die Ausstellung stellt eine Verbindung zwischen zwei zeitlich und räumlich voneinander getrennten Bildwelten her. Im Vordergrund stehen die jüngsten Werke der Zürcher Künstlerin Rita Ernst. Die Arbeiten in Acryl auf Papier bilden die vorerst letzte Station des Werkzyklus " Progetto Siciliano", der sich seit nunmehr acht Jahren in stetiger Entwicklung befindet. Dabei geht die Künstlerin von Grundrisszeichnungen sakraler und profaner Bauwerke aus, denen sie auf Streifzügen durch ihre Wahlheimat Sizilien begegnet.  Waren die Grundrisse in den ersten Bildserien noch deutlich ablesbar, so haben sich diese in er Folge immer deutlicher emanzipiert - bis hin zu den hier präsentierten Arbeiten. (...)
Mit den Bildern der zeitgenössischen Künstlerin stehen abstrakte Kompositionen aus den 1920er Jahren im Dialog, die einer architektonsichen Konzeption folgen. Sie stammen aus der Hand von Nikolaj Suetin und Ilja Tschaschnik, die als wichtigste Schüler Malewitschs im Umfeld des russischen Suprematismus wirkten. (...)
Zwar unterscheiden sich die Werke Ernsts und der Suprematisten bezüglich der Entstehungsumstände und der theoretisch-weltanschaulichen Hintergründe deutlich. Jedoch eignet ihnen eine gemeinsame visuelle Logik: Beide Positionen bekennen sich zu einem tektonischen Bildaufbau, der aus der Bezugnahme zur Architektur folgt. Dabei geht es nicht um das "Abbilden" konkreter Architekturen, sondern um die Darstellung einer strukturellen Ordnung mit Hilfe abstrahierter Formen, die vor einem monochromen Bildraum gleichsam zu schweben scheinen. Diese Kompositionen sind von der Bodenhaftung des Architektonischen losgelöst und in reine Malerei überführt. In ihnen behauptet die Kunst ihren autonomen Ort.
Martino Stierli